14.Juni 1802, der Schinderhannes steht vor Gericht.
Und wer war dieser Schinderhannes?
Carl Zuckmayer umschrieb den Hunsrückräuber in seinem Schinderhanneslied. Dem Schinderhannes werden heute 130 Straftaten, zumeist Diebstähle, Erpressungen und Raubüberfälle nachgesagt, an Mittäter soll er 93 an Zahl gehabt haben.
Der Schinderhannes wird von vielen Menschen heute gerne als der deutsche Robin Hood gesehen.
Der kriminelle Werdegang von Johannes Bückler beginnt im Alter von 15 Jahren: Er soll einen Louis d’or unterschlagen haben, mit dem er im Nachbardorf Branntwein kaufen sollte. Seine erste Lehrzeit bei dem Wasenmeister Nagel in Bärenbach endet mit öffentlichen Rutenschlägen, da ihm vorgeworfen wird, er habe seinem Meister sechs Kalbfelle und eine Kuhhaut gestohlen. Nach Meinung von Bückler haben diese Felle ihm jedoch zugestanden. In der Folgezeit schließt sich Bückler einem älteren Lehrjungen, Niklas Nagel an, mit dem er Viehdiebstähle begeht. Später unterstützt er den berüchtigten Roten Fink bei dessen Diebstählen. Der dauernde Erfolg seiner Taten ist im wesentlichen darauf zurückzuführen, dass durch die Kriegswirren ab 1792 der Hunsrück in einen chaotischen Zustand versetzt wurde. Hunger, Arbeitslosigkeit und das Fehlen der alten Ordnungsmacht ließen über zwanzig Prozent der Bevölkerung ihr Heil und Überleben in Diebstahl und Raub suchen.
Um 1801 hausten Schinderhannes und seine Begleiter auf der halb verfallenen Schmidtburg im Hahnenbachtal oberhalb von Kirn. Im nahegelegenen Dorf Griebelschied feierte man sogar öffentlich einen sogenannten Räuberball. Vielleicht durch diesen Übermut wurde die längst im Fokus polizeilicher Interessen befindliche Bande dann auch lokalisierbar. Nachdem Bückler noch einmal der Verhaftung entgangen war, ließ er sich von der kaiserlichen Armee unter dem Namen Jakob Schweikard rekrutieren, wurde dort aber von einem Verbrecherkollegen namens Zerfass erkannt und denunziert.
Die Verurteilung von Bückler und 19 seiner Gefolgsleute zum Tod durch das Fallbeil wurde am 20. November 1803 verkündet. Die Guillotine war dazu vor den Toren der Stadt, im heutigen Stadtpark aufgebaut. Am 21. November fuhr man die Verurteilten in fünf offenen Wagen zum öffentlichen Richtplatz. Bückler wurde als erster auf das Schafott geführt.
„Bin weit in der Welt ‘rumgekommen, im Wald hat man mich gefangen, man führte mich in die Stadt hinein, wo ich sollt gehangen sein.“
– Volksweise -
Nach Bückler wurde eine Tierart benannt, der ausgestorbene Anomalocarid Schinderhannes bartelsi, dessen Überreste im Hunsrückschiefer gefunden wurden.
Schinderhannes-Lied
(Semmer Fassung)
Einst kam ein wilder Bursche mit seune gonze Räuwerschar,noch Semm hier in die Krone, ihr Leit des is wohl wahr!
Das war der Schinderhannes, der Lumpenhund, der Galgenstrick.Der Schrecken jedes Mannes und auch der Weiberstück!
Im Ourewoald, in unserm Semm, gefiels dem Hannes sou.
Unn woan er do geblewe wär’, wär’ heit seun Kopp noch drou.
Hier traf er auch seu Julche unn gure Freunde noch dezu.Verkauft’ gestohl’ne Sache, manch’ Pferd unn manche Kuh.
Das war der Schinderhannes, der Lumpenhund, der Galgenstrick.Der Schrecken jedes Mannes und auch der Weiberstück!
Im Ourewoald, in unserm Semm, gefiels dem Hannes sou.
Unn woan er do geblewe wär’, wär’ heit seun Kopp noch drou.
Doann ging seu Räuwerlewe, zu Enn’ im schäijne Mainz am Rhein
und wir hier in de Krone, gedenke heuer sein.
Das war der Schinderhannes, der Lumpenhund, der Galgenstrick. Der Schrecken jedes Mannes und auch der Weiberstück!
Im Ourewoald, in unserm Semm, gefiels dem Hannes sou.
Unn woan er do geblewe wär’, wär’ heit seun Kopp noch drou.
Alternativ:
Im Schneppebacher Forste,Da geht der Teufel rumdibumDe Hals voll schwarzer Borste, Und bringt die arme Kaufleut' um! Das ist der Schinderhannes, Der Lumpenhund der Galgenstrick, Der Schrecken jedes Mannes, Und auch der Weiberstück! Im Soonewald, im Soonewald, Steht manche dunkle Tann',Darunter liegt begraben bald, Ein braver Wandersmann. Im Schneppebacher Forste, Da geht der Teufel rumdibum, Die Ank voll schwarzer Borste,Und legt die junge Weibsleut um!
*Der in Nackenheim am Rhein bei Mainz geborene Schriftsteller Carl Zuckmayer (1898-1977) schrieb über den berühmtesten deutschen Räuber, Johannes Bückler (1777-1803), das erfolgreiche Drama "Schinderhannes" (1927) und das Schinderhanneslied.
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