Sonntag, 7. November 2010

Martin und Engelbert

St.Martin:
Nachdem ich dieses Jahr erst auf einem Mittelaltermarkt war, beschloss ich kurzerhand das Angebot von Bekannten anzunehmen, und zum mittelalterlichen ST.Martins-Markt nach Mettmann mitzufahren. Da zwei kleine Kinder dabei waren, die logischer Weise am Martinsumzug teilnehmen wollten, kamen wir erst am späten Nachmittag an als es schon langsam dunkel wurde.



Der kleine aber feine Markt war in der recht beschaulichen Altstadt von Mettmann aufgebaut, und passte sich perfekt an die lokalen Baulichkeiten an. Leider war das Wetter teilweise richtig beschissen, und es regnete zeitweise wie aus Eimern. Trotzdem war es schön mal wieder mittelalterliche Luft zu schnappen, und das ein und andere bekannte Gesicht wiederzusehen.
Trotz des schlechten Wetters war der Markt sehr gut Besucht.


Der Schrecken und die Ernüchterung ließen aber nicht allzulange auf sich warten. Nicht nur das man den Untergang der Feuerwehr (ich vermute Freiwillige Feuerwehr Mettmann) mitansehen musste - wo der Genozid an den Männern brutal eingeschlagen hat, nein auch St.Martin war nicht St.Martin - sondern st.martinA. Und selbige genoß ihren neuen Status sichtlich. Ihre weiblichkeit rücksichtslos zur schau gestellt, grinste sie im warsten Sinne des Wortes von oben herab und ritt durch die Menge. Assozial.
Für die Kinder -nicht nur die mit uns mit waren- war der Martinszug damit gegessen, und der Rest des Tages bestand darin, die weinenden häufchen Elend wieder halbwegs aufzurichten.
Irgendwie hat die Gesellschaft vor nichts mehr Achtung, und nimmt noch nicht einmal mehr auf Kinder rücksicht. Und so wurde aus einem Anfangs netten Nachmittag ein Debakel.
Und was die Feuerwehr angeht, früher war Sie dazu da Menschenleben zu retten - heute tötet sie. Damit packe ich die Feuerwehr (ihr Schweine) erstmal auf meine Hassliste.

Engelbert von Berg:
Geboren um 1183,
Gestorben 07.November 1225.

Engelbert war nicht nur Graf von Berg, sondern seit dem 29. Februar 1216 auch Erzbischof von Köln. Später wurde er von Kaiser Friederich 2 zum Ratgeber und Tutor seines Sohnes Heinrich gemacht sowie zum gubernator und provisor des Reiches ernannt. Man kann sagen, das Engelbert zu diesem Zeitpunkt einer der mächtigsten Männer Europas war.


Engelberts Anteil am Landesausbau kommt durch die Rechtsbewidmung bzw. Stadtrechtverleihung für mindestens elf, wahrscheinlich 13 Stadtburgen zum Ausdruck, darunter Wipperfürth, Attendorn, Brilon, Siegen, Werl und Herford. Er gilt als eigentlicher Begründer des erzkölnischen Territoriums zwischen Maas und Weser.
Am 7. November 1225 wurde Engelbert auf der Rückreise von Soest nach Köln in einem Hohlweg im heutigen Gevelsberg überfallen und ermordet. Der Überfall wurde von seinem Neffen zweiten Grades, dem Grafen Friedrich von Isenberg angeführt. Neben Friedrich waren mehrere bewaffnete Komplizen beteiligt. Teile der Geschichtswissenschaft gehen heute davon aus, dass die Ermordung Engelberts nicht geplant war, sondern ursprünglich die Gefangennahme des Erzbischofs beabsichtigt wurde, was besser zu den Gepflogenheiten der Zeit passt.
Als Drahtzieher hinter dem Überfall werden Walram IV. von Limburg und andere Grafen vermutet. Der Versuch, seine Leiche auf den Stammsitz Schloss Burg zu bringen, scheiterte, da dem Leichenzug von der eigenen Schwester Irmgard und ihrem Mann Heinrich von Limburg der Zutritt verwehrt wurde.
Ein Jahr später wurde Friedrich von Isenberg für den Mord an Engelbert in Köln gerädert.
Mit Engelberts gewaltsamen Tod starb der letzte Nachkomme aus dem Hause Berg und es endete auch die von ihm im Jahre 1218 begonnene Umbauphase von Schloss Burg an der Wupper, wo ihm zu Ehren im 20. Jahrhundert ein Reiterstandbild errichtet wurde. Im Rittersaal der Burg ist die Ermordung in einem Wandgemälde von C. Meyer (1856 - 1919) dargestellt.
Seine Gebeine werden heute in einem Schrein, in der Schatzkammer des Kölner Doms aufbewahrt. In Köln gilt der 07.November bis heute als heiligentag von Engelbert.
Das separat bestattete „Herz des Heiligen“ wird als Reliquie im Altenberger Dom aufbewahrt und gezeigt.
Eine Fingerreliquie befindet sich in der katholischen Pfarrgemeinde St. Engelbert in Solingen. Ein Teil des Unterarmes wird in der früheren St. Engelbert Pfarrgemeinde in Gevelsberg aufbewahrt. Im Domschatz zu Essen ist ein Engelbert-Reliquiar erhalten.
Obwohl er eine volkstümliche Verehrung als Heiliger erfuhr, wurde er nie offiziell heilig gesprochen. Sein Nachfolger Heinrich von Müllenark beauftragte den Mönch Caesarius von Heisterbach eine Hagiographie zu verfassen, wahrscheinlich um die Heiligsprechung vorzubereiten. Auch wurde am Ort der Tat das Kloster Gevelsberg gegründet. Dieses wurde ein Zentrum der Verehrung Engelberts.
Eine Gedenktafel für ihn fand Aufnahme in die Walhalla bei Regensburg.
Graf Engelbert von Berg darf als einer der Bedeutestden Menschen des Bergischen Landes angesehen werden, und die Ereignisse um seinen Tod haben die Geschichte des Abendlandes und besonders hier in der Region (heute NRW) maßgeblich beinflusst, und wirken sich bis heute aus.
Walther von der Vogelweide, im Dienste des Stauferkaisers Friedrich II., dichtet im so genannten Engelbrechtston:
"swes leben ich lobe, des tot den wil ich iemer klagen
so wê im der den werden fûrsten habe erslagen von Kôlne
owe des duz in diu erde mac getragen!
i ne kan im nach siner schulde keine marter vinden:
im wære alze senfte ein eichîn wit umb sînen kragen.
in wil sin ouch niht brennen noch zerliden noch schinden
noch mit dem rade zerbrechen noch ouch dar uf binden:
ich warte allez ob diu helle in lebende welle slinden."
"Wes' Leben ich lobe, dessen Tod will ich immer beklagen
So wehe ihm, der den edlen Fürsten von Köln erschlagen hat!
Wehe darüber, dass die Erde ihn noch tragen mag!
Ich kann, gemessen an seiner Schuld, keine passende Marter finden:
Für ihn wäre allzu sanft eine Schlinge aus Eichenseil anzulegen um seinen Hals.
Ihn auch nicht verbrennen, weder an Gliedern zerstückeln noch ihm die Haut abziehen,
weder mit dem Rade zerbrechen noch ihn darauf binden:
Ich warte bloß darauf, ob die Hölle ihn nicht bei lebendigem Leibe verschlingen will."

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