Montag, 24. Januar 2011

Die Sage von Atli

Nachdem ich letztes mal ein Buch vorgestellt habe, in dem es um die EDDA geht, habe ich mir die Fingerlein Wund getippt und die "Die Sage von Atli" hier für Euch Niedergeschrieben. Als Vorlage habe ich die Übersetzung von Simrock genommen. "Das Lied von Atli" das als nächstes in der EDDA zu finden ist, folgt. Viel Spass.

34. Atlakvida - oder - Die Sage von Atli:

Gudrun, Die Tochter Giukis, rächte den Tod ihrer Brüder, wie das weltbekannt ist. Sie tötete zuerst Atlis Söhne, darauf tötete sie den Atli selbst und verbrannte die Halle mit allem Gesinde. Davon ist in dieser Sage gedichtet:


1. Atli sandte einst zu Gunnar einen klugen Boten, Knefröd genannt. Er kam zu Giukis Hof und Gunnars Halle, an der Bank des Herdes zu süßem Gebräue.
2. Das Gesinde trank - noch schwiegen die Listigen - In der Halle den Wein in Furcht vor den Hunnen. Da kündete Knefröd mit kalter Stimme, der südliche Gesandte; er saß auf der Hochbank:
3. "Sein Geschäft zu bestellen, sandte mich Atli. Auf knirschendem Roß durch den unbekannten Dunkelwald, auf seine Bänke euch zu bitten, Gunnar: In häuslichen Hüllen suchet Atli heim.
4. Da mögt ihr Schilde wählen und geschabte Eschen, Hellgoldne Helme und hunnische Schwerter,Schabracken goldsilbern, schlachtrote Panzer, Geschoß krümmende, und knirschende Rosse.
5. Er gibt euch auch gerne die weite Gnitaheide, Gellenden Ger nebst goldnem Steven, herrliche Schätze und Städte Danps, und das Gesträuch, Schwarzwald genannt."
6. Das Haupt wandte Gunnar, zu Högni sprach er:"Was rätst du uns, Rascher, auf solche Rede?""Gold wußt ich nie auf Gnitaheide, daß wir nicht sollten so gutes besitzen.
7. Sieben Säle haben wir der Schwerter voll, Gold glänzen die Griffe jedem. Mein Schwert ist das schärfste, der schnellste mein Hengst, die Bank zieren Bogen und Brünnen von Gold, Hell glänzen Helm und Schild aus Kjars Halle gebracht. Ich achte die meine für besser als alle hunnischen.
8. Was riet uns die Schwester, die den Ring uns sandte, in Wolfskleid gewickelt? Sie warnt uns, dünkt mich. Mit Wolfshaar umwunden gewahrt ich den roten Ring: Gefährlich ist die Fahrt, die wir tun sollen." -
9. Nicht rieten's die Neffen, noch die nächsten Verwandten, nicht Rauner und Rater noch reiche Fürsten. Gunnar gebot da, so gebührt es dem König, Munter beim Mahl aus mutiger Seele:
10. "Steh nun auf, Fiörnir, laß um die Sitze kreisen. Der Helden Goldhörner durch die Hände der Knechte.
11. Der Wolf wird des Erbes der Niflungen walten. Mit grauen Granen, wenn Gunnar erliegt; Braunzottge Bären das Bauland zerwühlen. Zur Ergötzung der Hunde, kehrt Gunnar nicht heim."
12. Den Landherrn geleiteten herrliche Leute, den Schlachtordner, seufzend aus den Sälen Giukis. Da sprach der junge Hüter des högnischen Erbes: "Fahrt nun froh und heil, wohin euch der Geist führt."
13. Über Felsen fliegen freudig ließen sieDie knirschenden Pferde durch den unkunden Dunkelwald. Die Hunnenmark hallte, wo die Hartmutgen fuhren, durch tiefgrüne Täler, trabten, baumhassende.
14. Himmelhoch in Atlis Land hoben die Warten sich. Sie sahn Verräter stehn auf der steilen Felsburg, den Saal des Südervolks mit Sitzen umgeben, Gebundenen Rändern und blanken Schilden, Lanzen betäubenden: da trank König AtliDen Wein im Waffensaal; Wächter saßen draußen. Gunnars Kriegern zu wehren, wenn sie geritten kämen. Mit hallenden Spießen, dem Herrscher Streit zu wecken.
15. Ihre Schwester sah dem Saale sich nahen. Die Brüder beide, wohl war sie bei sich."Verraten bist du, Gunnar! Reicher, wie wehrst du Hunnischer Hinterlist? Aus dem Hofe eile bald.
16. Besser die Brünne, Bruder, trügst du. Als in häuslichen Hüllen Atli heimzusuchen. Säßest besser im Sattel den sonnenhellen Tag und ließest bleiche Leichen leide Nornen klagen, Hunnische Schildmägde Harm erdulden, senktest Atli selber in den Schlangenturm. Nun werdet den Wurmsaal bewohnen ihr beiden." -
17. "Zu spät ist's, Schwester, nun, die Niflungen zu sammeln, zu lang dem Geleite in dies Land ist der Weg, durch rauhes Rheingebirg untadligen Recken."
18. Da fingen sie Gunnarn und fesselten ihn mit schweren Banden, der Burgunden Schwäger.
19. Sieben schlug Högni mit scharfer Waffe; Den achten warf er in heiße Ofenglut: So soll sich der Wackre schützen vor Feinden.
20. Högni wehrte Gewalt von Gunnar. Sie fragten den Fürsten, ob Freiheit und Leben der Gotenkönig mit Gold wolle kaufen.
21. "Mir soll Högnis Herz in Händen liegen: Blutig aus der Brust des besten Reiters schneid es das Schwert aus dem Königssohn."
22. Sie hieben das Herz da aus Hiallis Brust: Blutig auf der Schüssel brachten sie's Gunnarn.
23, Da sagte Gunnar, der Goten Fürst:"Hier hab ich Hiallis Herz des unigen, ungleich dem Herzen Högnis des kühnen. Es schüttert sehr hier auf der Schüssel noch; Da die Brust es barg bebt es noch mehr."
24. Hehl lachte Högni, da sie das Herz ihm schnitten. Keiner Klage gedachte der kühne Helmschmied. Blutig auf der Schüssel brachten sie's Gunnarn.
25. Froh sprach Gunnar, der fromme Niflung: "Hier hab ich das Herz Högnis des kühnen, ungleich dem Herzen Hiallis des unigen. Man sieht es nicht schüttern auf der Schüssel hier; Da die Brust es barg bebt es noch minder.
26. Bleib, Atli, nun aller Augen so fern, wie du stets den Schätzen sollst verbleiben. Allein weiß ich nun um den verborgnen Hort der Niflungen, da Högni tot ist.
27. Zweifel hegt ich zwar, da wir zweie waren; Nun ich nur übrig bin, ängst ich mich nicht mehr. Nur der Rhein soll schalten mit dem verderblichen Schatz, er kennt das Asenverwandte Erbe der Niflungen. In der Woge gewälzt glühn die Waldringe mehr denn hier in den Händen der Hunnensöhne." -
28. "Herbei nun mit dem Wagen! In Banden ist der Held."
29. Auf mutger Mähre fuhr der mächtige Atli, von Schwertern bewacht sein Schwager daher. Mit Harm sah Gudrun der Helden Leid: Den Tränen wehrend trat sie in die tosende Menge:
30. "So ergeh es dir, Atli, wie du Gunnarn hältst oft geschworen Eide, die ihr einst gelobt bei der südlichen Sonne, bei des Sieggotts Burg, bei des Ehbetts Frieden, bei Ullers Ring. "Doch führte zum Tode den Führer der Kampfschar, den Hüter des Hortes ein knirschender Hengst.
31. Den lebenden Fürsten legte der Wächter Schar in den tiefen Kerker: da krochen gar scheußlich Schlangen. Es schlug Gunnar da einsam zürnend mit den Zehen die Harfe. Hell schollen die Saiten: so soll das Erz ein gabmilder König den gierigen wehren.
32. Heimkommen ließ da Atli die knirschenden Rosse, kehrend vom Mord. Es rauschte rings von der Rosse drängen und der Krieger Waffenklang, da sie kamen von der Heide.
33. Da ging entgegen Gudrun dem Atli mit goldenem Kelch den König zu ehren: "Heil König! Nun hast du in der Halle bei dir als Gudruns Gabe die Gere der Toten!"
34. Atlis Aelbecher ächzten gefüllt, so hier in der Halle die Hunnen sich scharten, die Recken gereiht je zwei.
35. Heiter schauend schritt sie ihnen Schalen zu reichen, den Fürsten, und Bissen vorzulegen; doch Atli erbleichte, da sie ihn anfuhr:
36. "Du hast deiner Söhne, Schwerterverteiler, blutige Herzen mit Honig gegessen. Ich meinte. Mutiger, Menschenbraten liebtest du zu essen und zum Ehrensitz zu senden.
37. Nicht ziehst du künftig an die Knie dir Erp noch Eitil, die Aelfrohen beiden; Nie siehst du wieder vom hohen Sitze die Goldspender Gere schatten, Mähnen schlichten und Mähren tummeln."
38. Da erscholl auf den Sitzen lautes Schrein der Männer, der Weiber ängstlicher Wehruf: sie weinten die Hunnensöhne. Gudrun ganz allein nicht: die grimme weinte nie! Nicht die bärkühnen Brüder noch die neuen Gebornen, die zarten, unmündgen, die sie mit Atli gezeugt.
39. Da säte Gold aus die Schwanenweiße, mit roten Ringen bereifte sie die Knechte. Den Vorsatz zu vollführen ließ sie fließen das Erz; Die Spenderin schonte der Schatzhäuser nicht.
40. Unklug hatte Atli sich betrunken; Unbewehrt war er, ungewarnt vor Gudrun. Oft schien besser der Scherz, wenn sanft die beiden sich öfters umarmten vor den Edelingen.
41. Mit dem Dolch gab sie Blut den Lacken zu trinken mit mordgieriger Hand; sie löste die Hunde; Vor die Saaltür warf sie, das Gesinde weckend, die brennende Brandfackel die Brüder zu rächen.
42. Alles Volk in der Veste dem Feuer gab sie, die Högnis Schlächter und Gunnars aus dem Schwarzwald kehrten. Die alten Säle sanken, die Schatzkammern rauchten, der Budlungen Bau; da brannten die Schildmägde um die Jugend betrogen jäh in heißer Glut.
43. Nicht ferner verfolg ich's; keine Frau wird nun die Brünne mehr tragen und die Brüder rächen. Volkskönige der drei hat die Frau in den Tod gesandt eh sie selber erlag.

Für die die nicht genug bekommen, die ganze Kiste gibt es noch etwas Umfassender in dem Grönländischen Atlamal.

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